Abwasserentwicklung Schweiz

von imlaufderzeit.de
Die ältesten Abwässersysteme der Schweiz werden auf die Römerzeit datiert1. Überreste solcher Anlagen sind in Martigny und Vindonissa ausgehoben worden. In Oberwinterthur und Augusta Raurica wurden Reste von Holzkanalisationsanlagen nachgewiesen. Auch während des Spätmittelalters wurden Abwässer entweder in sogenannten Fäkaliengruben versickert oder durch offene Kanäle (Runsen) in der Gassenmitte aus dem Bevölkerungsgebiet geschwemmt. Nur vereinzelt gab es auch gedeckte Abwasserkanäle (Dolen).
Bis zum 19. Jahrhundert veränderten sich diese rustikalen Abwässersysteme kaum. Der Ausgangspunkt der modernen Kanalisation liegt in England, wo sich nach einer Typhusepidemie 1831 eine übergeordnete Gesundheitsbehörde gründete2. Starker Bevölkerungszuwachs der Stadtregionen führte schliesslich zu diversen Problemen mit der Abwässerent- und Frischwasserversorgung. Einerseits stieg der Wasserbedarf der Städte stark, und andererseits steigerten sich die Abwässermengen explosionsartig. Vor allem die Angst vor Seuchen und Epidemien führte schliesslich gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu ersten Kanaliations- und Entwässerungsreformen in Schweizer Städten. Der Prozess der Erneuerung ging jedoch nur langsam vorwärts und entwickelte sich in den verschiedenen Städten unabhängig und teilweise stark verschoben. So wurde beispielsweise 1917 als Schweizer Novum in St. Gallen das erste mechanisch-biologische Klärwerk gebaut, während man sich in Winterthur erst 1950 von einem "verbesserten" Sickergruben löste.
Die Entwicklung hin zu einer koordinierten und ganzheitlichen Wasserversorgungsbewusstsein ging insgesamt langsam voran. Erst 1953 wurde die Bundesverfassung durch einen Gewässerschutzartikel ergänzt, das schweizerische Gewässerschutzgesetz tratt vier Jahre später in Kraft. 1963 ereignete sich schliesslich in Zermatt eine Typhusepidemie, welche durch verunreinigtes Trinkwasser ausgelöst wurde3. In den folgenden Jahren kamen endlich grossflächige und starke Reformen in Bewegung. Waren bis 1970 nur bemerkenswerte 30% der Bevölkerung an öffentliche Abwasserentsorgungssysteme angeschlossen, erhöhte sich diese Quote bis 1990 auf 90%. Auch die Anzahl an fortschrittlichen Klärwerken verdreizehnfachte in einem ähnlichen Zeitraum auf eine Gesamtzahl von 901 Anlagen im Jahr 1983.
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