Moderne Entwässerung

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Moderne Entwaesserung
von christophriesinger.de

In der Schweiz wird jährlich eine Milliarde Kubikmeter Süsswasser verwendet. Dieses Wasser besteht zu 40% aus Grundwasser, weitere 40% aus Quellen sowie 20% aus Oberflächenwasser. Grund- und Quellwasser kann heute in der Schweiz häufig ohne Aufbereitung verwendet werden, eine seltene und luxuriöse Voraussetzung für moderne Gewässerverwaltung. Das geförderte Wasser wird zu 63% von Haushalten und Kleingewerbe konsumiert, lediglich 17% fallen auf Industrie und Gewerbe, 8% speisen öffentliche Zwecke wie beispielsweise Brunnen und ganze 12% rechnet man als verlustig. Fast vier Fünftel des Haushaltswasserverbrauches fallen auf Bad, Küche und Waschmaschine. Und was verbraucht wird, landet in den Abwässern.1

Der Verdienst moderner Abwasserentsorgung besteht darin, die Abwasserentsorgung nicht als einseitiges Wegleiten von Schmutz zu betrachten, sondern als natürlichen Teil eines unverhinderlichen Wasserkreislaufs. Gemäss Vollrath2: Kein technischer Trick macht es möglich die Süsswassermenge zu erhöhen. Das Süsswasser muss durch technische Massnahmen ständig regeneriert bzw. im Kreislauf geführt werden. Man beschränkt sich deswegen nicht darauf die Abwasser wegzuschwemmen, sondern versucht das schmutzige Abwasser soweit zu reinigen dass es im Optimalfall gefahrlos an die natürlichen Gewässer zurückgegeben werden kann. Das Herzstück eines modernen Entwässerungssystem ist daher die Kläranlage3.

Eine Kläranlage arbeitet für die unterschiedlichen Schmutzstoffe mit folgenden Systemen4:

Bemerkenswert ist, dass Gewässer von sich aus eine grosse Anzahl an Schmutzstoffen, sowohl natürlicher als auch synthetischer Herkunft, abbauen können. An diesem Prozess sind Algen und Bakterien5 beteiligt. Mit zunehmender Schmutzbelastung nimmt der Algen- und Bakterienanteil im Wasser zu. Der Abbauprozess der Schmutzstoffe benötigt jedoch Sauerstoff, und so nimmt mit zunehmdem Aufkommen der Abbauorganismen der Sauerstoffgehalt ab. Sinkt der Sauerstoffgehalt eines Gewässers aber unter 4-5mg/L beginnen die Wasserlebewesen abzuwandern oder gar auszusterben.6

Nebst diesen biologisch abbaubaren Stoffen gehören jedoch auch anorganische Salze und Schwermetalle zum modernen Abwassercocktail, zum Beispiel Cyanide von denen bereits eine Dosis von 0.001 g/L ein Fischsterben7 verursachen kann. Cyanide kommen in einigen chemischen Lösungen zum Einsatz, zum Beispiel beim Pigment "Preussisch Blau". Viel beachtet wurden auch die östrogenen Wirkstoffe welche zum Beispiel in der Antibabypille vorkommen und nachgewiesenermassen in Fischen Hormonverschiebungen oder Epidemien mit Tofesfolge herbeiführen8.

1 :
Ganzer Absatz: Angaben der Helvetas zum schweizerischen Wasserverbrauch 2005:
http://www.helvetas.ch/global/pdf/topic/wasser/0202_wasserverbrauch_CH.pdf
3 :
Die Abwasserfrage kann hygienisch nur durch Kanalisation und Kläranlage gelöst werden. Seite 1,
Taschenbuch der Stadtentwässerung
4 :
Für eine vollständige Auflistung inklusive Detailinformationen:
Seite 100 und folgende, Taschenbuch der Stadtentwässerung
http://de.wikipedia.org/wiki/Kläranlage
5 :
Insbesondere die Bakterien entwickeln jedoch auch Gestank und können Seuchen übertragen: Seite 100, Taschenbuch der Stadtentwässerung
6 :
Sauerstoffmangel bezeichnet man in der Fachsprache als Eutrophierung:
http://de.wikipedia.org/wiki/Eutrophierung
7 :
Der Beobachter berichtet auch von häufigen, jedoch wenig beachteten Amoniak-Zwischenfällen: http://www.beobachter.ch/archiv/inhaltsverzeichnisse/artikel/fischsterben-alle-zwei-tage-eine-kleine-katastrophe/
8 :
Der Standard über Fischsterben im Zusammenhang mit Babypillen: http://derstandard.at/2892331