Webcomics - Realität

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webcomics
von toothpastefordinner.com

Unter dem Titel Webcomics fasst man jene Strips zusammen, welche auf Blog-ähnlichen Seiten mehr oder weniger regelmässig durch neuen Episoden ergänzt werden. Daran ist nichts auszusetzen. Man kann aber schon etwas trübsinnig werden, wenn man sich diese Webcomics genauer anschaut. Im Moment gibt es immerhin 16`315 registrierte Webcomics1. Der Begriff Webcomics ist hier bereits einigermassen weit gefasst, in inhaltlicher Thematik oder Erzählstruktur gibt es grosse Unterschiede.

Als klassisch kann jene Erzählweise gelten, welche in 2-6 Panels eine simple Episode erzählt welche in einer Art Gag oder einer Pointe endet. Bekannte Vertreter dieser Gattung sind Penny Arcade, Dinosaur Comics oder The Perry Bible Fellowship. Die drei genannten Beispiele wurden übrigens allesamt auch in Printpublikationen veröffentlicht, interessanterweise immer noch eine Art Adelung eines Webcomics. Dinosaur Comics & Perry Bible Fellowship sind eigentlich Zeitungscomics, die über das Internet jedoch eine weitaus grössere Audienz gefunden haben. Betrachtet man die drei erwähnten Strips etwas genauer, sieht man jedoch auch hier bereits grosse Unterschiede. Dinosaur Comics funktioniert seit gut 1600 Episoden mit den exakt selben Bildern, das einzige was sich hier von Episode zu Episode verändert, sind die Sprachblasen, resp. die Zeilen die in unästhetischer, wohl bewusst trashiger Art direkt in die Bilder gesetzt werden. The Perry Bible Fellowship kommt ohne ständiges Figurenensemble aus und präsentiert sich oft in jedem Strip mit anderem Zeichnungsstil. Beide Strips sind sehr erfolgreich, gehören allerdings inhaltlich oder stilistisch eher in die obskure und vielleicht auch daher interessante Ecke der Webcomics.

Betrachtet man sich die Top Twenty der Hitliste auf thewebcomiclist.com, fällt sofort auf, dass sie allesamt digital erstellt2 werden. Zwei Drittel werden koloriert veröffentlich, mindestens ein Drittel hat regelmässig irgendetwas mit Videospielen zu tun, sechs werden im Manga Stil3 gezeichnet, fünf werden als sexy oder mature Comics beworben und in einem ist der Protagonist ein Wolf der mit anderen Tieren Sex hat.4

Aus gestalterischer Sicht sind die erfolgreichsten Webcomics wenig interessant da sie fast ausnahmslos in einer überkühlten Computerästhetik daherkommen. Eine Ausnahme ist xkcd, ein Webcomic welches in Strichmänchen gezeichnet wird. Das passt gut zum meistens sehr absurden Informatiker- und Mathematikerhumor.

Bezeichnend ist ebenfalls, dass diese Top Twenty der Webcomics fast ausschliesslich auf eine Szene zugeschnitten sind die sich oft fast ausschliesslich im Internet trifft und darum eine bereits bestehende grosse Internetaudienz bedienen können; Manga, Gaming, Nerds & Geeks, Latexfantasien, etc. Allesamt Zielgruppen die als internetaffin gelten.

Für die Abwaesser habe ich eine Sammlung aus einigen interessanten Links zu Webcomics zusammengestellt: delicious.com/liebescomic

Beispiele von Webcomics die auf das Medium einzugehen versuchen gibt es von Scott McCloud und Han Hoogerbrugge.

» Webcomics Möglichkeiten

1 :
Webcomicverzeichnis ohne qualitative Ansprüche: http://www.thewebcomiclist.com/
2 :
Unter digitaler Machart versteht man Bilder die direkt am Computer gezeichnet werden, beispielweise mit einem Zeichnungstablet von Wacom: http://www.wacom.com/index.html
3 :
Selbstverständlich gibt es auch gute Mangas, leider nur selten: http://www.mangaka.de/mangabilder/
4 :
"Peter is the Wolf", auf eigene Verantwortung: http://www.peteristhewolf.com/adult/020.html